Ohryeurevon A.J. WeigoniHörspielAutorenproduktion 1993-1998Dauer: 2 Stunden 28 Minuten 06 SekundenMit Beginn der 70er Jahren hat sich das Radio-Machen sehr verändert. Und damit auch das Hören. Der Radiohörer leidet seitdem an "Magazinitis", häppchenweise werden ihm Wirklichkeitssegmente angeboten. Die immer schneller werdenden Beats des Pop forderten ein immer höheres Tempo für das Radio-Machen.Die meisten Weiterbildungseinrichtungen machen Angebote, die dieser Handhabung entsprechen. Da wird Moderation geübt, bis die Teilnehmer solcher Seminare im günstigsten Fall einen semiprofessionellen Standard erreicht haben.In der literaturpädagogischen Praxis bin ich zu der Ansicht gelangt, das hinter diesem journalistischen Maskenspiel selten der Mensch hervorscheint, bestenfalls Sprechmaschinen, die auf Betroffenheiten hinweisen. Mit dieser "Medienkompetenz" wird der Ausgebildete zu einem Teil der Magazinitis.Deshalb ermuntere ich dazu, Geschichten zu erzählen. Zu erzählen mit dem natürlichen Charme, der den Seminarteilnehmern angeboren ist. Hier soll nicht geschönt, vertuscht, verheimlicht werden, hier soll man Fehler machen dürfen.Wie wird Radio gemacht - wie mache ich Radio? Zuerst geht es darum, den Menschen die Angst vor dem Mikrophon zu nehmen, denn ein Mikrophon ist auch nichts anderes, als Messer und Gabel beim Essen, ein Werkzeug. In der weitern Arbeit soll mit den Defiziten offensiv gearbeitet und dadurch dem Medium die Unschuld zurückgegeben werden! Das Freizeitverhalten der Heranwachsenden ist von den verfügbaren Technologien abhängig und das Angebot auf diesem Gebiet vervielfältigt sich am schnellsten.Das Spielen scheint mir ein Königsweg zum Verständis des Radio-Machens und damit auch zu den neuen Medien zu sein. Computer, Studios und Software sind keine Werkzeuge, sondern Spielzeuge, wobei die alten Medien als Navigationshilfen dienen. Das Spielen mit der Sprache, mit dem Hören und nicht zuletzt mit der zur Verfügung stehenden Technik. Das Spielen mit den Vokalen, Silben und Sätzen. Das Spielen mit dem Hören, dem Hörspiel als Spiel.A.J. Weigoni, Herbst 1998