Militärmusikvon Wladimir KaminerLesungBMG Wort 2001Dauer: 2 Stunden 32 Minuten 13 Sekunden1967 feiert die Sowjetunion den fünfzigsten Jahrestag der Oktoberrevolution. Für die real existierenden sozialistischen Kleinbürger gibt es nicht viele Gründe, stolz auf ihr Land zu sein, haben sie doch mit der herrschenden Ordnung etliche Probleme: das Wurstproblem, das Zuckerproblem, das Butterproblem und unzählige andere, welche die Sowjetunion für sie unattraktiv machen. Für die unverbesserlichen Romantiker im Lande sieht die Realität dagegen noch immer traumhaft aus. Denn: im Ballett ist Russland die Nummer eins. Und das gröte Atomkraftwerk zu bauen war auch nur in Russland möglich, und obendrein haben sie auch noch den ersten Mann ins Universum geschickt.In diesem schicksalsträchtigen Jahr 1967 wird der Held von Wladimir Kaminers erstem Roman geboren - ein Junge, der schon von Kindesbeinen an mit den herrschenden Verhältnissen auf dem Kriegsfuß steht und alles kann, nur eines nicht: sich anpassen. Bereits in der Schule erfindet er als "Offizieller Politinformator" die haarstäubendsten Tagesnachrichten, und später bringt er als Praktikant beim Theater ganze Aufführungen zu Fall. Doch das ist alles nichts gegen sein subersives Wirken beim Militär, bei dem der anarchische Taugenichts eines Tages landet. Hier wird ihm nichtsahnend das Ehrenamt des "Stellvertretenden Vergnügungsorganisators" übertragen, und dass daraufhin alles drunter und drüber geht, braucht niemand zu verwundern. Verwunderlich ist allenfalls, dass die Sowjetunion darüber nicht schon viel früher zerbrochen ist ...
LeserWladimir Kaminer