Kreise im Spiegelvon Asja Srnec TodorovicHörspielNDR 1999Dauer: 31 Minuten 30 SekundenZagreb 1998: Im Hochsicherheitstrakt sitzt der neunjährige Marke. Er ist angeklagt, seine ganze Familie vergast zu haben. Die Gefängnispsychologin Marija versucht, sich dem Jungen zu nähern. Marko reagiert mit trotzigem Schweigen. Lange geht das so: Die Nähe suchende Frau und der abwehrende Junge. Irgendwann motiviert Marija den Neunjährigen, Bilder zu malen. Und stößt vor ins Zentrum seiner Angst. Der Angst vor den erloschenen Blicken der Eltern, vor dem Zittern der kleinen Schwester, die sich im Bunker an ihn krallt. Der Satz: "Ich wünsche mir, dass wir alle verschwinden und dass endlich alles gut wird" ist der Schlüssel zu seiner Tat und die Antwort auf einen Krieg, der äußerlich kaum Zeichen hinterlassen hat, aber in den Köpfen weitergeht. "Keine Leichen auf den Straßen. Die Leichen leben in den Häusern, essen, trinken, lachen, ficken, machen Kinder, bringen ihnen bei zu hassen, bringen ihnen bei, in ständiger Angst zu leben." Todorovics Stück erinnert auch daran, dass der Krieg auf dem Balkan noch lange nicht zu Ende ist.
Übersetzung aus dem EnglischenJörg Toebelmann
KompositionChristoph Grund
RegieChristiane Ohaus
MarkoPhilipp Hirschfeld
MarijaMarion Breckwoldt
PeterWerner Wölbern
WärterinBarbara Marks-Kupke