Das Tor zur Sonnevon Elias KhouryKultur-HörspielWDR 2006Dauer: 2 Stunden 42 Minuten 06 SekundenIm heruntergekommenen Galiläa-Krankenhaus im Flüchtlingslager Schatila bei Beirut sitzt der ehemalige Fedajinkämpfer und Mediziner Khalil am Krankenbett seines väterlichen Freundes Yunus, dem Kämpfer und Helden, der sich seit seiner Jugend der palästinensischen Sache verschrieben hatte und im Lauf der Jahrzehnte zu einer zentralen Figur der Freiheitsbewegung und einer lebenden Legende geworden ist. Nun liegt er nach einem Schlaganfall im Koma. Der leitende Arzt des Krankenhauses Dr. Amdjad hat ihn aufgegeben, aber Khalil, der sein medizinisches Wissen in einem Intensivkurs in China erworben und seither den inoffiziellen Status eines Arztes hat, will sich nicht abfinden: In Anlehnung an die chinesische Medizin versucht er, den Freund ins Leben zurückzuholen, indem er unermüdlich mit ihm spricht. Als Dr. Amdjad den Komapatienten nach drei Monaten in ein Pflegeheim verlegen will, lässt Khalil sich darauf ein, sich in dem Krankenhaus, das er einst geleitet hat, als leitender Pfleger anstellen zu lassen. So sitzt Khalil mehr als sechs Monate am Bett seines Freundes und erzählt gegen dessen Sterben an. Er erzählt ihm auch vom "Tor zur Sonne", jener Höhle im besetzten Gebiet Palästinas, in der sich Yunus und seine Frau Nahila über die langen Jahre des israelisch-palästinensischen Krieges hinweg heimlich trafen, um so ihre Liebe und die Hoffnung auf ein freies Palästina lebendig zu halten.Khalils einsamer Dialog mit dem Komapatienten fächert sich zu einem Kaleidoskop von Episoden und Geschichten auf, Geschichten aus den palästinensischen Flüchtlingslagern, Geschichten der Verfolgung, des Widerstands und des Krieges. Und so erzählt Khalil gegen das Vergessen auch die Geschichte des palästinensischen Volkes und ihrer "Al-Nakba", der historischen "Katastrophe", durch die 800 000 Palästinenser im Zuge des ersten Palästinenserkrieges und der israelischen Staatsgründung 1948 ihre Heimat verloren.Der Autor verstärkt jedoch keineswegs ein Täter-Opfer-Schema aus rein palästinensischer Sicht, er legt vielmehr die Risse in den verhärteten Fronten frei und zeigt, "dass der palästinensische wie der israelische Schmerz ein Spiegel für die jeweils andere Seite sein muss."
Übersetzung aus dem ArabischenLeila Chammaa
BearbeitungHelmut Peschina
KompositionFranz Hummel
RegieLeonhard Koppelmann
Felix von Manteuffel
Matthias Habich
Charlotte Schwab
Rosemarie Fendel