Herwart Grosse(† 27.10.1982)am 17. April 1908 in Berlin geboren, Kaufmännische Lehre (1923-1926), Mitglied
eines von Albert Florath geleiteten Sprechchors im Arbeitersportverein "Fichte". Vertreter, Knopffärber,
Gelegenheitsarbeiter. Arbeitslosigkeit. Laienschauspieler bei Hans Rodenberg und Kurt Borks (Junge
Volksbühne). Schauspielunterricht bei Paul Bildt. Vermittlung ans Preußische Staatstheater. Ab 1938
am Schillertheater unter Heinrich George, an dessen Seite erste kleine Filmrollen. Nach Schließung
des Theaters wird Grosse 1944 als Panzergrenadier eingezogen und gerät in sowjetische
Kriegsgefangenschaft.1946 holt ihn sein Lehrer Paul Bildt für die Rolle des Pomaret in dem Stück "Beaumarchais" von
Friedrich Wolf ans Deutsche Theater, dem Grosse bis zu seinem Tode angehören wird. Er spielt u. a.
den Wurm in "Kabale und Liebe" von Schiller, den Derwisch in "Nathan der Weise" von Lessing, die
Titelrolle in "Somow und andere" von Maxim Gorki und den George Bernhard Shaw in "Geliebter
Lügner" von Jerome Kilty. Später ist er u.a. unter der Regie von Friedo Solter als Narr in "König Lear"
von William Shakespeare und in "Wallensteins Tod" zu sehen. Ab Mitte der 50er Jahre auch eigene Inszenierungen als Theaterregisseur (u.v.a. die Satire "Shakespeare dringend gesucht" von Heinar
Kipphardt).Ab 1947 wirkt Herwart Grosse in zahlreichen Filmen der DEFA mit, z.B. als Kriegsverbrecher und IGFarben-
Direktor von Decken in "Rat Der Götter" (1950) von Kurt Maetzig, als Gestapochef Müller in
"Der Fall Gleiwitz" (1961) unter der Regie von Gerhard Klein. oder als Oberarzt Dr. Carlsen in
"Professor Mamlock" (1961) von Konrad Wolf. In einigen der satirischen "Stacheltier"-Produktionen
(Kurzfilme) Anfang der 60er Jahre auch als Regisseur und Drehbuchautor. In dem Abenteuerfilm "Die
gestohlene Schlacht" (1971/72) ist er, als Friedrich der Große, der Gegenspieler zu Manfred Krug in
der Rolle des Käsebier.Im Fernsehen der DDR spielt er in zahlreichen Rollen u.a. in "Ich - Axel Caesar Springer" (1968) als
Kommunist Otto Finke oder als alter Professor Lankwitz im Zweiteiler "Kippenberg" (1981). Eine
seiner letzten Fernsehrollen wird jene des Generalvikars Johann von Staupitz in dem Fünfteiler
"Martin Luther" (1983).Seine selbst inszenierten literarischen Thomas Mann-Abende sind legendär und werden vom DFF
aufgezeichnet ("Kurzer Lehrgang für Theaterbesucher"/"Fülle des Wohllauts").
Herwart Grosse wird häufig als Sprecher beim Rundfunk engagiert; er kommentiert zahlreiche
Dokumentarfilme und leiht seine markante Stimme ungezählten Hörspiel-Figuren sowie der
Sendereihe "Die Leseprobe".Der antifaschistisch gesinnte Künstler, der1932 in die KPD eingetreten war, trat in den 50er Jahren
aus der SED aus. Er wurde mit dem Kunstpreis, dem Nationalpreis und dem Goethepreis
ausgezeichnet.Herwart Grosse stirbt am 27. Oktober 1982 in Berlin.