Der gute Gott von Manhattanvon Ingeborg BachmannHörspielBR, NDR 1958Dauer: 1 Stunden 23 Minuten 34 SekundenSind Liebespaare existenzberechtigt? Kann in einer Welt, die das Chaos und die Einsamkeit der Seele durch Konformismus zu überbrücken versucht, die kleine schwebende Brücke der Liebe von zwei Menschen zueinander geduldet werden, oder gibt es geheimnisvolle Kräfte, die diese Brücke sprengen wollen, weil die Liebe eine unmögliche Ketzerei gegen die vorhandene Ordnung des Chaos bedeutet? Ist der gute Gott von Manhattan tatsächlich gut, oder ist er ein teuflischer Zerstörer der letzten Freiheit, des letzten Glücks?Der gute Gott von Manhattan ist angeklagt, das Mädchen Jennifer im Zimmer eines New Yorker Hotels durch eine Bombenexplosion ermordet zu haben. Dem Richter erklärt er, er habe sich mit dieser Tat, und auch allen vorhergegangenen, nur zum Anwalt der auf Konventionen und Maßhalten beruhenden Weltordnung gemacht, die durch die Maßlosigkeit der Liebe der Getöteten bedroht worden sei. Er erzählt die Geschichte der Liebe Jennifers zu Jan, um darzulegen, dass diese Liebe, die an nichts mehr gemessen und mit nichts mehr verglichen werden konnte, verderblicher für die Ordnung sei als jedes Verbrechen, als alle Ketzereien. "Wo Liebe auftaucht, entsteht ein Wirbel wie vor dem ersten Schöpfungstag", die "unbedingt" Liebenden sind wie jene seltenen Elemente, "die da und dort gefunden werden, jene Wahnsinnsstoffe, mit Strahl- und Brandkraft, die alles zersetzen und die Welt in Frage stellen."