Das Wasser in Caprivon Martin MosebachHörspielHR 2000Dauer: 53 Minuten 52 SekundenEine aufgewühlte Volksmenge erinnert an ein sturmbewegtes Meer. Die Menschen sind darin wie Wassertropfen, die sich zu Wellen emporheben und wieder zurückplatschen. Dem Hörspiel, in dem es um Wasser und Hoffnungen der Menschen auf Wasser geht, liegt ein authentischer Vorfall zugrunde: In der 50er Jahren trat auf der quellen- und brunnenlosen Insel Capri ein Unternehmer auf, der allseits kundtat, er werde inseleigene Wasserressourcen erschließen. Das "Prinzip Hoffnung" schlug bei seinen Zuhörern incl. örtlicher Sponsoren alsbald in Gewissheit um: was so begehrt war, konnte einfach nicht ausbleiben. Als langwierige Bohrungen lediglich eine flache Pfütze mit bitter-salzigem Wasser emporpumpten, war der Unternehmer schon verschwunden. Im Hörspiel äußern sich keine Individuen. Alle Phasen der Erwartung, des Misstrauens und des Neides, die die kollektive Seele bewegen, drücken sich in rhythmisierten Monologen aus, die sprachlich variationsreich vorwegnehmen, worum sie kreisen: um rinnendes, tropfendes, sprudelndes, spritzendes Wasser.